Manifest für ein Netzwerk queerer Heiden und Hexen
Religion scheint oft ein Hort von konservativen, queer-feindlichen Anschauungen zu sein, wenn man das öffentliche Bild betrachtet. Auch in der Szene der alternativen Spiritualität ist die Heteronorm – wenn auch scheinbar subtiler - omnipräsent, es herrschen oft vollkommen unreflektierte essentialistische Anschauungen über Geschlechter und Sexualitäten. D.h. es wird oft davon ausgegangen, daß es nur zwei vollkommen klar abgegrenzte Geschlechter gibt, daß Männer und Frauen von Natur aus verschieden und in einer Weise komplementär sind, die eine gleichgeschlechtliche Beziehung als etwas Defizitäres, ja Krankhaftes erscheinen läßt.
LGBTQs/queeres Leben werden nicht in der Praxis gespiegelt; auch wenn sie willkommengeheißen werden, bleibt es oft beim „ja, ist ok“, aber es wird nichts getan, um queers auch in der spirituellen Praxis sichtbar zu machen und ihre Lebensweisen in den Bereich des Heiligen aufzunehmen.
Wir stellen einen einen ganz eklatanten Mangel an spirituellem Angebot für Schwule und Lesben außerhalb der großen Religionen fest, und transgenders kommen im Denken der meisten Autoren überhaupt nicht vor.
Unser Vorhaben: Sichtbarkeit und Integration!
Diese generelle Abwesenheit von Angeboten (Internetseiten, Bücher, Gruppen...) für queere Heiden und Hexen vermittelt den Eindruck, daß ein eigener Raum für queere Spiritualität auch im Heidnischen dringend nötig ist. Auch wenn es unser Traum ist, daß queeres Leben so selbstverständlich wird, daß man es gar nicht mehr extra benennen, geschweige denn extra Räume dafür haben muß: der Weg dahin ist noch lang und auf dem Weg dahin wünschen wir uns Vernetzung, die es möglich macht, unsere anderen Lebensweisen erstmal sichtbar zu machen. Sichtbarkeit ist nötig: Wir denken, daß ein Sprung von Unterdrückung, Ausgrenzung und Totschweigen von Queerem und Weiblichem zum "Geschlecht und sexuelle Orientierung sind total irrelevant" unmöglich ist. Denn wenn man auf dem jetzigen Stand des Diskurses Geschlecht, sexuelle Orientierung,... für irrelevant erklärt, läuft man Gefahr, das vorher Unterdrückte ebenfalls wieder unter den Tisch fallen zu lassen. Deshalb halte ich es für so wichtig, das, was jenseits der weißen, männlichen Heteronorm liegt, sichtbar, fühlbar, lebbar zu machen und es ganz bewußt zu integrieren.
Queere ChristInnen, JüdInnen, Muslime/Muslimas und BuddhistInnen gründen ganz selbstverständlich ihre eigenen Netzwerke, weil sie im religiösen Mainstream auf Intoleranz stoßen. Wir HeidInnen sind in der glücklichen Lage, daß der heidnische Mainstream offener für Queeres ist. Das macht unseres Erachtens eine Vernetzung nicht unnötig. Austausch und Wissenssammlung ermöglichen uns, so hoffen wir, uns selbstbewußt in den heidnischen Mainstream einzubringen, selbstbewußt Fragen an ihn zu stellen und gemeinsam darauf hinzuarbeiten, daß Queeres ganz selbstverständlich Teil heidnischer Riten, hexischer Magie und alternativer Spiritualität wird, daß schließlich Sonderräume für queers nicht mehr notwendig sind.
Was tun – ganz praktisch?
Wir wollen ein Netzwerk spinnen. Ein Netzwerk von LGBTQs und "queer-freundlichen" Heteros, von Individuen und Organisationen. Wir wollen Links und Buchempfehlungen sammeln, aber auch Ansätze entwickeln, wie wir Queeres in heidnische Rituale einbringen können, wie queere Rituale aussehen könnten. Wir wollen einen uns adäquaten Ausdruck finden für die Vielfalt des Göttlichen oder seine Einheit, die alle Gegensätze aufhebt.
thursa
PS. Der obenstehende Text ist in ähnlicher Form auf dem Regenbogenhain-Wiki zu lesen. Ich nehme ihn (ausnahmsweise!!!) von der cc-by-nc-nd-Lizenz aus, unter der die anderen Texte auf diesem Blog stehen. Nehmt ihn, macht Euer eigenes Ding draus - ich schenke ihn allen heidnischen queers, allen queeren Heiden und allen, denen die Ausgrenzung von Queerem ein Dorn im Auge ist.
LGBTQs/queeres Leben werden nicht in der Praxis gespiegelt; auch wenn sie willkommengeheißen werden, bleibt es oft beim „ja, ist ok“, aber es wird nichts getan, um queers auch in der spirituellen Praxis sichtbar zu machen und ihre Lebensweisen in den Bereich des Heiligen aufzunehmen.
Wir stellen einen einen ganz eklatanten Mangel an spirituellem Angebot für Schwule und Lesben außerhalb der großen Religionen fest, und transgenders kommen im Denken der meisten Autoren überhaupt nicht vor.
Unser Vorhaben: Sichtbarkeit und Integration!
Diese generelle Abwesenheit von Angeboten (Internetseiten, Bücher, Gruppen...) für queere Heiden und Hexen vermittelt den Eindruck, daß ein eigener Raum für queere Spiritualität auch im Heidnischen dringend nötig ist. Auch wenn es unser Traum ist, daß queeres Leben so selbstverständlich wird, daß man es gar nicht mehr extra benennen, geschweige denn extra Räume dafür haben muß: der Weg dahin ist noch lang und auf dem Weg dahin wünschen wir uns Vernetzung, die es möglich macht, unsere anderen Lebensweisen erstmal sichtbar zu machen. Sichtbarkeit ist nötig: Wir denken, daß ein Sprung von Unterdrückung, Ausgrenzung und Totschweigen von Queerem und Weiblichem zum "Geschlecht und sexuelle Orientierung sind total irrelevant" unmöglich ist. Denn wenn man auf dem jetzigen Stand des Diskurses Geschlecht, sexuelle Orientierung,... für irrelevant erklärt, läuft man Gefahr, das vorher Unterdrückte ebenfalls wieder unter den Tisch fallen zu lassen. Deshalb halte ich es für so wichtig, das, was jenseits der weißen, männlichen Heteronorm liegt, sichtbar, fühlbar, lebbar zu machen und es ganz bewußt zu integrieren.
Queere ChristInnen, JüdInnen, Muslime/Muslimas und BuddhistInnen gründen ganz selbstverständlich ihre eigenen Netzwerke, weil sie im religiösen Mainstream auf Intoleranz stoßen. Wir HeidInnen sind in der glücklichen Lage, daß der heidnische Mainstream offener für Queeres ist. Das macht unseres Erachtens eine Vernetzung nicht unnötig. Austausch und Wissenssammlung ermöglichen uns, so hoffen wir, uns selbstbewußt in den heidnischen Mainstream einzubringen, selbstbewußt Fragen an ihn zu stellen und gemeinsam darauf hinzuarbeiten, daß Queeres ganz selbstverständlich Teil heidnischer Riten, hexischer Magie und alternativer Spiritualität wird, daß schließlich Sonderräume für queers nicht mehr notwendig sind.
Was tun – ganz praktisch?
Wir wollen ein Netzwerk spinnen. Ein Netzwerk von LGBTQs und "queer-freundlichen" Heteros, von Individuen und Organisationen. Wir wollen Links und Buchempfehlungen sammeln, aber auch Ansätze entwickeln, wie wir Queeres in heidnische Rituale einbringen können, wie queere Rituale aussehen könnten. Wir wollen einen uns adäquaten Ausdruck finden für die Vielfalt des Göttlichen oder seine Einheit, die alle Gegensätze aufhebt.
thursa
PS. Der obenstehende Text ist in ähnlicher Form auf dem Regenbogenhain-Wiki zu lesen. Ich nehme ihn (ausnahmsweise!!!) von der cc-by-nc-nd-Lizenz aus, unter der die anderen Texte auf diesem Blog stehen. Nehmt ihn, macht Euer eigenes Ding draus - ich schenke ihn allen heidnischen queers, allen queeren Heiden und allen, denen die Ausgrenzung von Queerem ein Dorn im Auge ist.
ryuu - 4. Nov, 16:01
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